Kann ich meinen Psychotherapeuten wechseln & wie finde ich einen Therapieplatz? - Erfahre was dir dabei hilft

 
 
 
 
 

Disclaimer: An Stellen, an denen nicht gegendert wird, entsteht das aus Gründen der Lesbarkeit. Jedoch sind auch hier alle Geschlechter gemeint.

In diesem Artikel erfährst du:

    1. Aus welchen Gründen es sinnvoll sein kann, den Therapeuten/die Therapeutin zu wechseln
    2. Wie du deine Bedenken ansprechen und einen guten Therapieabschluss finden kannst
    3. Tipps, wie du schnell(er) einen neuen Therapieplatz findest
 

Abschiede sind immer schwer. Aber das gilt nicht nur für Beziehungen und Freundschaften – auch der Abschied von einem Therapeuten/einer Therapeutin kann schmerzhaft sein. 

Ich selbst habe vor wenigen Monaten die Entscheidung getroffen, meine bisherige Therapie zu beenden und nach einem neuen Therapieplatz zu suchen. Und das, obwohl ich mit meiner Therapeutin zwischenmenschlich super auskam und lange Zeit zufrieden war. Warum also? 

Es gibt viele mögliche Gründe für einen Therapeutenwechsel. Zum Beispiel:

  • Du hast das Gefühl, es wurde eine falsche oder unvollständige Diagnose gestellt und du möchtest dir eine Zweitmeinung einholen. Du hast vielleicht den Verdacht, dass du ADHS hast und möchtest dich testen lassen, oder vermutest ein Zusammenspiel aus mehreren psychischen Erkrankungen, wie Angststörung und Depressionen, bei denen es sinnvoll und wichtig ist, beide zu behandeln.

  • Du fühlst dich nicht vollständig ernst genommen, zum Beispiel, wenn depressive Episoden nicht als solche benannt oder Probleme als alltäglich abgetan werden.

  • Du kommst zwischenmenschlich nicht mit deinem Therapeuten/deiner Therapeutin klar und kannst dich deswegen nicht vollständig auf die Therapie einlassen

  • Du ziehst in eine andere Stadt um und möchtest bzw. kannst die Therapie nicht über Video-Meetings fortführen

  • Du hast das Gefühl, auf der Stelle zu tappen und keine neuen Erkenntnisse und Skills mehr dazuzugewinnen

  • Der Therapeut/die Therapeutin überschreitet deine Grenzen und verhält sich unprofessionell dir gegenüber (er/sie redet in deine Entscheidungen rein, erzählt regelmäßig persönliche Details aus dem eigenen Leben oder ähnliches)

 
 

Wie kann ich den Therapeuten wechseln? 

Es ist nicht immer leicht, sich das einzugestehen – vor allem, wenn man wie in meinem Fall eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zur Therapeutin/zum Therapeuten hat. Wie also spricht man am besten seine Bedenken an, dass es vielleicht an der Zeit für einen Wechsel ist?

Wenn du sehr große Angst vor Konfrontation und Konflikten hast, dann kannst du deine Bedenken natürlich auch schriftlich per Mail mitteilen. Das ist immer noch besser, als das Problem zu verdrängen und die Entscheidung über einen Wechsel lange aufzuschieben. Ein:e professionelle:r Therapeut:in wird auch diese Art der Kommunikation gut aufnehmen und in der nächsten Therapiesitzung ansprechen. Sollte sich die Person gekränkt fühlen und das auch zeigen, dann bestätigt dich das eigentlich nur in deinem Vorhaben, also hab keine Angst, jemanden vor den Kopf zu stoßen. Es geht schließlich um deine mentale Gesundheit und niemand anderen sonst.

So findest du einen neuen Therapieplatz 

Wenn du schon einmal einen Therapieplatz suchen musstest, dann weißt du wahrscheinlich schon, wie schwer und zeitintensiv das sein kann. Das allein sollte dich aber nicht davon abhalten, deinen Therapeutenwechsel anzugehen. 

In der Regel kannst du einfach deine restlichen, bereits beantragten Therapiestunden bei einem anderen Therapeuten/einer anderen Therapeutin „verbrauchen“, so fern es das gleiche Behandlungsverfahren ist (z.B. von einer Verhaltenstherapie in eine andere Verhaltenstherapie) und in der Folge eine Fortführung der Behandlung beantragen. Dies wird Behandler:innenwechsel genannt. Wenn du das Verfahren wechselst, also bspw. von einer Verhaltenstherapie in eine tiefenpsychologische Behandlung, kann es sein, dass du bei deiner Krankenkasse mit Hilfe der Therapeutin/des Therapeuten einen neuen Antrag auf Psychotherapie stellen musst.

Allerdings solltest du am besten so früh wie möglich anfangen andere Therapeut*innen für Erstgespräche zu kontaktieren, um die zeitliche Lücke möglichst kurz zu halten. Selbst, wenn du dir noch nicht ganz sicher bist, ob du wirklich wechseln willst, oder ob ein Gespräch über deine Bedenken nicht schon ausreicht, um eine neue Richtung in der Therapie einzuschlagen, kannst du ruhig schon deine Suche beginnen. Am besten gehst du im Gespräch aber auch offen damit um, damit es nicht zu bösen Überraschungen oder Missverständnissen kommt. Wenn du diese Dinge beachtest, steht einem seichten Therapeutenwechsel nichts im Weg. 

Das alles hört sich vielleicht nach super viel Aufwand, Unsicherheit und Arbeit für dich an und das ist es manchmal erstmal auch. Aber all die Mühe lohnt sich, wenn es um dich und deine mentale Gesundheit geht!

Die folgenden Adressen können dir bei der Suche helfen:

  • www.psych-info.de

  • die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen 1161117. Hier bekommst du Termine für die sogenannte Psychotherapeutische Sprechstunde vermittelt. Frage unbedingt vor diesem Termin bei der Behandlerin/dem Behandler nach, ob sie/er einen freien Therapieplatz hat.

 
 
 

Hey, ich bin Leo, angehende Journalistin & Kulturwissenschaftlerin. Seit bei mir eine Angststörung diagnostiziert wurde, beschäftige ich mich viel mit mentaler Gesundheit und versuche u.a. über Instagram & TikTok zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beizutragen. Schaut gerne bei mir vorbei, ich bin immer für Austausch offen.

Eure Leo

 
 

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